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masuda_takashi

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 Im Jahr 1868 nahm er auf Seiten der Shôgunatstruppen am Feldzug gegen Chôshû und Satsuma teil - bis zu diesem Zeitpunkt war Masuda ein Vertreter der Machtelite in Edo. Dies sollte ihn nach der Meiji-Restauration jedoch nicht davon abhalten, im neuen System Karriere zu machen. So arbeitete er zunächst in verschiedenen In- und Exportfirmen in Yokohama und konnte so das neue internationale Geschäftswesen erlernen.  Im Jahr 1868 nahm er auf Seiten der Shôgunatstruppen am Feldzug gegen Chôshû und Satsuma teil - bis zu diesem Zeitpunkt war Masuda ein Vertreter der Machtelite in Edo. Dies sollte ihn nach der Meiji-Restauration jedoch nicht davon abhalten, im neuen System Karriere zu machen. So arbeitete er zunächst in verschiedenen In- und Exportfirmen in Yokohama und konnte so das neue internationale Geschäftswesen erlernen. 
  
-1871 wurde Masuda Takashi auf Empfehlung von Inoue Kaoru 井上馨 (1835-1915) Vize-Präsident des Münzamtes (Zôeikyoku 造幣局) in Ôsaka. Dort blieb er jedoch nur für sehr kurze Zeit, denn schon ein Jahr später wurde er Manager der von u. a. Inoue und [[fujita_densaburo|Fujita Densaburô 藤田傳三郎]] (1841-1912) neugegründeten Firma, der //Senshû gaisha// 先収会社. Nach finanziellen Schwierigkeiten wurde die Firma 1876 Teil des Mitsui-Unternehmens und in //Mitsui bussan kaisha// 三井物産会社 umbenannt. Masuda blieb bis 1901 Direktor dieser Teilfirma und wechselte dann zum Mutterunternehmen, deren Direktor er bis 1913 war. \\+1871 wurde Masuda Takashi auf Empfehlung von Inoue Kaoru 井上馨 (1835-1915) Vize-Präsident des Münzamtes (Zôeikyoku 造幣局) in Ôsaka. Dort blieb er jedoch nur für sehr kurze Zeit, denn schon ein Jahr später wurde er Manager der von u. a. Inoue und [[fujita_densaburo|Fujita Densaburô 藤田傳三郎]] (1841-1912) neugegründeten Firma, der //Senshû gaisha// 先収会社. Nach finanziellen Schwierigkeiten wurde die Firma 1876 Teil des Mitsui-Unternehmens und in //Mitsui bussan kaisha// 三井物産会社 umbenannt. Masuda blieb bis 1901 Direktor dieser Teilfirma und wechselte dann zum Mitsui-Mutterunternehmen, deren Direktor er bis 1913 war. \\
 In seine Amtszeit fiel die Internationalisierung des Unternehmens und der Aufstieg zu einem der vier großen //zaibatsu// 財閥 (Unternehmenskonglomerat, meist mit einer eigenen Bank) dieser Zeit.  In seine Amtszeit fiel die Internationalisierung des Unternehmens und der Aufstieg zu einem der vier großen //zaibatsu// 財閥 (Unternehmenskonglomerat, meist mit einer eigenen Bank) dieser Zeit. 
  
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 ==== Kunstsammler und Tee-Mensch ==== ==== Kunstsammler und Tee-Mensch ====
 Die Familie Mitsui führte das familieneigene Unternehmen traditionell nicht selbst, sondern betraute externe Experten mit dieser Aufgabe. Masuda Takashi galt lange als Inbegriff dieser Unternehmenspolitik und konnte sich auch aufgrund seiner Kenntnisse im [[Tee-Weg]] (//sadô// 茶道) auf dieser Position halten. Denn die Familie Mitsui legte großen Wert auf kulturelle Traditionen, insbesondere des Tee-Wegs. Das Sammeln von Kunstgegenständen wie Tee-Schalen, Tee-Behältern oder Rollbildern für die //tokonoma// war dabei integraler Bestandteil der Kunst. Masudas Tee-Name leitete er von einer berühmten Tee-Schale ab, //Dontarô// 鈍太郎, eine schwarzen Raku-Schale, welche von dem 6. //iemoto// 家元 der Omotesenke 表千家-Schule, Gensô Sôsa 原叟 宗左 (1678-1730), selbst hergestellt wurde. Die Familie Mitsui führte das familieneigene Unternehmen traditionell nicht selbst, sondern betraute externe Experten mit dieser Aufgabe. Masuda Takashi galt lange als Inbegriff dieser Unternehmenspolitik und konnte sich auch aufgrund seiner Kenntnisse im [[Tee-Weg]] (//sadô// 茶道) auf dieser Position halten. Denn die Familie Mitsui legte großen Wert auf kulturelle Traditionen, insbesondere des Tee-Wegs. Das Sammeln von Kunstgegenständen wie Tee-Schalen, Tee-Behältern oder Rollbildern für die //tokonoma// war dabei integraler Bestandteil der Kunst. Masudas Tee-Name leitete er von einer berühmten Tee-Schale ab, //Dontarô// 鈍太郎, eine schwarzen Raku-Schale, welche von dem 6. //iemoto// 家元 der Omotesenke 表千家-Schule, Gensô Sôsa 原叟 宗左 (1678-1730), selbst hergestellt wurde.
-Masudas erste Begegnung mit dem Tee-Weg war nach einer häufig erzählten Anekdote nicht sehr rühmlich: So wurde er kurz nach der Meiji-Restauration von seinem Arbeitgeber in Yokohama, einem Tee-Händler, in dessen Privaträume eingeladen. Mit einem Tee-Löffel (//chashaku// 茶杓) soll er sich dann ein Stück //yôkan// 羊羹 (süßes Bohnengelee) abgeschnitten haben - in Unwissenheit, wofür der Bambuslöffel eigentlich gebraucht wurde.  Diese Anekdote findet sich gar auf der Webseite der bekannten yôkan-Firma, [[https://www.toraya-group.co.jp/toraya/bunko/historical-personage/124/|Toraya]]. +Masudas erste Begegnung mit dem Tee-Weg war nach einer häufig erzählten Anekdote nicht sehr rühmlich: So wurde er kurz nach der Meiji-Restauration von seinem Arbeitgeber in Yokohama, einem Tee-Händler, in dessen Privaträume eingeladen. Mit einem Tee-Löffel (//chashaku// 茶杓) soll er sich dann ein Stück //yôkan// 羊羹 (süßes Bohnengelee) abgeschnitten haben - in Unwissenheit, wofür der Bambuslöffel eigentlich gebraucht wurde.  Diese Anekdote findet sich gar auf der Webseite der bekannten //yôkan//-Firma, [[https://www.toraya-group.co.jp/toraya/bunko/historical-personage/124/|Toraya]]. 
  
 Bei dieser Gelegenheit lernte Masuda Takahashi Soi (ca. 1887-?), einem Lehrer der Urasenke 裏千家-Schule, kennen, bei dem er seine Tee-Studien aufnahm. Durch ihn wurde Masuda zu einem Bewunderer von Kobori Enshû 小堀遠州 (1579-1647), einem sehr einflussreichen Tee-Meister der Edo-Zeit (1603-1868). Dieser hatte zahlreiche Tee-Häuser und Gärten geplant und war Tee-Meister des Shôgunats. Bei dieser Gelegenheit lernte Masuda Takahashi Soi (ca. 1887-?), einem Lehrer der Urasenke 裏千家-Schule, kennen, bei dem er seine Tee-Studien aufnahm. Durch ihn wurde Masuda zu einem Bewunderer von Kobori Enshû 小堀遠州 (1579-1647), einem sehr einflussreichen Tee-Meister der Edo-Zeit (1603-1868). Dieser hatte zahlreiche Tee-Häuser und Gärten geplant und war Tee-Meister des Shôgunats.
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 === Daishi-kai 大師会 === === Daishi-kai 大師会 ===
  
-1896 etablierte Masuda Takashi auf seinem Anwesen in Shingawa, dem Hekiundai 碧雲台, die Daishi-kai; dabei wurden in verschiedenen Tee-Häuser Tee-Begegnungen zu Ehren von Kûkai 空海 (posthumer Name: Kôbô daishi 弘法大師; 774-835),dem Begründer des Shingon 真言-Buddhismus in der Heian-Zeit (794-1185) und seinem Beitrag zur japanischen Kultur abgehalten. +1896 etablierte Masuda Takashi auf seinem Anwesen in Shingawa, dem Hekiundai 碧雲台, die Daishi-kai; dabei wurden in verschiedenen Tee-Häuser Tee-Begegnungen zu Ehren von Kûkai 空海 (posthumer Name: Kôbô daishi 弘法大師; 774-835),dem Begründer des Shingon-Buddhismus (Shingon-shû  真言宗) in der Heian-Zeit (794-1185) und seinem Beitrag zur japanischen Kultur abgehalten. 
 Bei der Daishi-kai kamen einflussreiche Industrielle zusammen, um auf dem weitläufigen Anwesen von Masuda Tee-Begegnungen abzuhalten, z.B. [[okura_kihachiro|Ôkura Kihachirô 大倉喜八郎]] (1837-1928), Hara Tomitarô 原富太郎 (1868-1937), einem Seidenfabrikanten aus Yokohama, oder [[nezu_kaichiro_根津嘉一郎|Nezu Kaichirô 根津嘉一郎]] (1860-1940), einem Politiker und Eisenbahnunternehmer; die beiden letzten übernahmen die Daishi-kai 1922 von Masuda und wandelten sie in eine Stiftung um. Bei der Daishi-kai kamen einflussreiche Industrielle zusammen, um auf dem weitläufigen Anwesen von Masuda Tee-Begegnungen abzuhalten, z.B. [[okura_kihachiro|Ôkura Kihachirô 大倉喜八郎]] (1837-1928), Hara Tomitarô 原富太郎 (1868-1937), einem Seidenfabrikanten aus Yokohama, oder [[nezu_kaichiro_根津嘉一郎|Nezu Kaichirô 根津嘉一郎]] (1860-1940), einem Politiker und Eisenbahnunternehmer; die beiden letzten übernahmen die Daishi-kai 1922 von Masuda und wandelten sie in eine Stiftung um.
 Die Daishi-kai erinnert in ihren Ausmaßen an die Große Kitano Tee-Zusammenkunft (Kitano ôchanoyu 北野大茶湯) von Toyotomi Hideyoshi 豊臣秀吉 (1536-1598) im Jahr 1587. Während dieser rief der sogenannte 2. Reicheiniger Hideyoshi alle Tee-Menschen zusammen, die dann natürlich ihre wertvollen Tee-Utensilien mitbrachten. Auch bei den Daishi-kai etablierte sich ein Zurschaustellen von Tee-Utensilien und der Austausch bzw. Verkauf dieser. Die Daishi-kai erinnert in ihren Ausmaßen an die Große Kitano Tee-Zusammenkunft (Kitano ôchanoyu 北野大茶湯) von Toyotomi Hideyoshi 豊臣秀吉 (1536-1598) im Jahr 1587. Während dieser rief der sogenannte 2. Reicheiniger Hideyoshi alle Tee-Menschen zusammen, die dann natürlich ihre wertvollen Tee-Utensilien mitbrachten. Auch bei den Daishi-kai etablierte sich ein Zurschaustellen von Tee-Utensilien und der Austausch bzw. Verkauf dieser.
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 Die umfangreiche Kunstsammlung Masudas wurde nicht wie andere später in ein Museum überführt, sondern wurde verkauft. So gelangten viele Objekte in öffentliche Museen, aber der größte Teil "verschwand" in andere private Sammlungen.  Die umfangreiche Kunstsammlung Masudas wurde nicht wie andere später in ein Museum überführt, sondern wurde verkauft. So gelangten viele Objekte in öffentliche Museen, aber der größte Teil "verschwand" in andere private Sammlungen. 
  
-Die Sammlung von Masuda umfasste dank seiner Nähe zum Tee-Weg zahlreiche Tee-Utensilien, die vorher in prominentem Besitz waren, wie beispielsweise die Raku-Tee-Schlae Dontarô. Tee-Utensilien gewinnen durch die Vorbesitzer an Wert; so waren natürlich Utensilien begehrt, die vorher im Besitz von berühmten Tee-Meistern wie Kobori Enshû oder Matsudaira Fumai 松平不昧 (1715-1818)waren. Aber Masuda sammelte auch Bilder, Kalligraphien und Statuen aus verschiedenen Epochen der japanischen Geschichte. Sogar Figuren des Hôryû-ji 法隆寺, eines der ältesten Tempel Japans, befanden sich in seinem Besitz. +Die Sammlung von Masuda umfasste dank seiner Nähe zum Tee-Weg zahlreiche Tee-Utensilien, die vorher in prominentem Besitz waren, wie beispielsweise die Raku-Tee-Schlae Dontarô. Tee-Utensilien gewinnen durch die Vorbesitzer an Wert; so waren natürlich Utensilien begehrt, die vorher im Besitz von berühmten Tee-Meistern wie Kobori Enshû oder Matsudaira Fumai 松平不昧 (1715-1818) waren. Aber Masuda sammelte auch Bilder, Kalligraphien und Statuen aus verschiedenen Epochen der japanischen Geschichte. Sogar Figuren des Hôryû-ji 法隆寺, eines der ältesten Tempel Japans, befanden sich in seinem Besitz. 
  
 Masudas Motivation zum Sammeln japanischer Kulturgüter hatte sicherlich auch mit einem erstarkenden Nationalismus zu tun. Es ist kein Zufall, dass die erste Daishi-kai ein Jahr nach dem für Japan erfolgreichen Sino-Japanischen Krieg 1894/95 stattfand. Die Angst, dass das japanische Kulturerbe ins Ausland verkauft werden könnte, war ein weiterer Grund und führte gar zu Absprachen zwischen den großindustriellen Sammlern, Kunstobjekte en gros aufzukaufen, wenn bekannt wurde, dass ein Tempel aus finanziellen Problemen seine Speicher leerte.  Masudas Motivation zum Sammeln japanischer Kulturgüter hatte sicherlich auch mit einem erstarkenden Nationalismus zu tun. Es ist kein Zufall, dass die erste Daishi-kai ein Jahr nach dem für Japan erfolgreichen Sino-Japanischen Krieg 1894/95 stattfand. Die Angst, dass das japanische Kulturerbe ins Ausland verkauft werden könnte, war ein weiterer Grund und führte gar zu Absprachen zwischen den großindustriellen Sammlern, Kunstobjekte en gros aufzukaufen, wenn bekannt wurde, dass ein Tempel aus finanziellen Problemen seine Speicher leerte. 
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