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private_kunstsammler_in_japan_-_eine_analyse

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 >> "The collector's own satisfaction is not dependent upon the fact of possession. [...] Collecting at its best is very far from mere acquisitiveness; it may become one of the most humanistic of occupations, seeking to illustrate, by the assembling of significant reliques, the march of the human spirit in its quest of beauty, and the aspirations that were guide. To discover, preserve, relate, and critize these memorials is the rational aim of the collector." (Ficke 1915, S. 409) >> "The collector's own satisfaction is not dependent upon the fact of possession. [...] Collecting at its best is very far from mere acquisitiveness; it may become one of the most humanistic of occupations, seeking to illustrate, by the assembling of significant reliques, the march of the human spirit in its quest of beauty, and the aspirations that were guide. To discover, preserve, relate, and critize these memorials is the rational aim of the collector." (Ficke 1915, S. 409)
  
-Das Ziel eines Sammlers will Arthur Davison Ficke (1883-1945) als Bewahrer, aber auch als Kritiker verstanden wissen. Diese Aufgaben nehmen natürlich auch die staatlichen Einrichtungen wie Nationalmuseen für sich in Anspruch, jedoch können private Sammler, wie Ficke einer war, ihren persönlichen Interessen folgen, und so weniger populärer oder gar vergessener Kunst für die Nachwelt bewahren. +Die Rolle eines Sammlers will Arthur Davison Ficke (1883-1945) als Bewahrer, aber auch als Kritiker verstanden wissen. Diese Aufgaben nehmen natürlich auch die staatlichen Einrichtungen wie Nationalmuseen für sich in Anspruch, jedoch können private Sammler, wie Ficke einer war, ihren persönlichen Interessen folgen, und so weniger populäre oder gar vergessene Kunst für die Nachwelt bewahren.
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-Dieses Wiki stellt einige private japanische Sammler und ihre Museen vor, ohne in irgendeiner Weise Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Vielmehr wird anhand einiger Personen herausgearbeitet, die bedeutende Sammlungen von Kunstwerken zusammengetragen und diese später in der Öffentlichkeit zugänglich gemacht haben, wie unterschiedlich die Sammler in ihrer persönlichen Zielsetzung waren. Die ausgewählten Sammler entstammen vor allem der Meiji-Zeit (1868-1912) und der Taishô-Zeit (1912-1926), da diese Epochen als das "Goldene Zeitalter" für Sammler in Japan bezeichnet wird. Dies liegt vor allem daran, dass diese Epochen von Aufbruchstimmung geprägt waren und sich durch eine vorläufige Abkehr von Althergebrachtem die Chance eröffnete, zum einen Reichtümer und zum anderen Kunstwerke aus vergangenen Zeiten anzuhäufen. +
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-Im Vordergrund stehen die Fragen nach einer möglichen Motivation der Sammler, eigene Sammlungen aufzubauen, sowie warum sie diese zu einem sehr viel späteren Zeitpunkt der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt haben. Im Gegensatz zu europäischen Privatsammlungen jedoch, die häufig nach dem Tod des Sammlers der öffentlichen Hand übergeben wurden, so dass beispielsweise die Geburtsstädte des Sammlers ein eigenes Museum für solche privaten Sammlungen erbauten, verbleiben in Japan die Sammelobjekte in privater Hand und werden in einem Privatmuseum ausgestellt. Auffällig ist, dass in vielen dieser Privatmuseen nationale Kulturschätze oder wichtige Kulturgüter zu finden sind. Die Privatmuseen übernehmen damit einen Teil der nationalen Identitätsstiftung Japans. +
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 +Dieses Wiki stellt einige private japanische Sammler und ihre Museen vor, ohne in irgendeiner Weise Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Vielmehr wird anhand einiger Personen, die bedeutende Sammlungen von Kunstwerken zusammengetragen und diese später in der Öffentlichkeit zugänglich gemacht haben, herausgearbeitet, wie unterschiedlich die Sammler in ihrer persönlichen Zielsetzung waren. Die ausgewählten Sammler entstammen vor allem der Meiji-Zeit (1868-1912) und der Taishô-Zeit (1912-1926), da diese Epochen als das "Goldene Zeitalter" für Sammler in Japan bezeichnet werden. Dies liegt vor allem daran, dass diese Zeit von Aufbruchstimmung geprägt war, und sich durch eine vorläufige Abkehr von Althergebrachtem die Chance eröffnete, zum einen Reichtümer und zum anderen Kunstwerke aus vergangenen Zeiten anzuhäufen.
  
 +Im Vordergrund stehen die Fragen nach einer möglichen Motivation der Sammler, eigene Sammlungen aufzubauen, sowie warum sie diese zu einem sehr viel späteren Zeitpunkt der Öffentlichkeit zur Verfügung stellten. Im Gegensatz zu europäischen Privatsammlungen jedoch, die häufig nach dem Tod des Sammlers der öffentlichen Hand übergeben wurden, so dass beispielsweise die Geburtsstädte des Sammlers ein eigenes Museum für solche privaten Sammlungen erbauten, verbleiben in Japan die Sammelobjekte in privater Hand und werden in einem Privatmuseum ausgestellt. Auffällig ist, dass in vielen dieser Privatmuseen [[kulturgesetze|nationale Kulturschätze oder wichtige Kulturgüter]] zu finden sind. Die Privatmuseen übernehmen damit einen Teil der nationalen Identitätsstiftung Japans.
  
  
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 >> "Richtig ist, daß bei wenig gehemmten Menschen die Sammelleidenschaft - wie jede andere Leidenschaft auch - der Kontrolle des Verstandes entgleitet und zur Manie werden kann, zu einer krankhaften Besessenheit, die vor nichts zurückschreckt, um das begehrte Objekt an sich zu bringen." (Cabanne 1961, S. 10)  >> "Richtig ist, daß bei wenig gehemmten Menschen die Sammelleidenschaft - wie jede andere Leidenschaft auch - der Kontrolle des Verstandes entgleitet und zur Manie werden kann, zu einer krankhaften Besessenheit, die vor nichts zurückschreckt, um das begehrte Objekt an sich zu bringen." (Cabanne 1961, S. 10) 
  
-Richtig ist allerdings auch, dass die Inbesitznahme von Objekten, der Wunsch nach Besitz, ein tief in der menschlichen Psyche verankertes Bedürfnis darstellt - auch wenn Ficke dies verneinte. Bis sich der gewünschte Gegenstand jedoch im Eigentum des Sammlers wiederfindet, müssen vorausgehende Stufen durchlaufen werden: So ist die Suche nach geeigneten Objekten getrieben von einer angespannten Vorfreude; das Finden stellt dann den ultimativen Glücksmoment dar; die Inbesitznahme, also das Kaufen oder Tauschen, ist die Befriedigung der Sammelleidenschaft. Wenn sich das Objekt dann im Besitz des Sammler befindet, kann es mit Stolz und als Bestätigung von Suchen, Finden und Kaufen zur Schau gestellt werden.+Richtig ist allerdings auch, dass die Inbesitznahme von Objekten, der Wunsch nach Besitz, ein tief in der menschlichen Psyche verankertes Bedürfnis darstellt - auch wenn Ficke dies verneinte. Bis sich der gewünschte Gegenstand jedoch im Eigentum des Sammlers wiederfindet, müssen vorausgehende Stufen durchlaufen werden: So ist die Suche nach geeigneten Objekten getrieben von einer angespannten Vorfreude; das Finden stellt den ultimativen Glücksmoment dar; die Inbesitznahme, also das Kaufen oder Tauschen, ist die Befriedigung der Sammelleidenschaft. Wenn sich das Objekt dann im Besitz des Sammler befindet, kann es mit Stolz und als Bestätigung von Suchen, Finden und Kaufen zur Schau gestellt werden.
  
 Jedoch beschränkt sich das Besitzen der Gegenstände oder Kunstwerke nicht nur auf die Außenwirkung. Vielmehr baut der Sammler durch die Objekte eine Verbindung auf, die das Überschreiten von zeitlichen und räumlichen Grenzen ermöglicht. Zum einen entsteht eine Beziehung zum Schöpfer des Werks, sei es nun ein Maler,  Keramiker oder anderer Künstler; der Sammler identifiziert sich über das Objekt mit dessen Schöpfer. Zum anderen kann der Gegenstand längst vergangene Epochen repräsentieren und den Besitzer so mit diesen verbinden. Der Glanz der Zeit färbt somit auf den Sammler ab. Jedoch beschränkt sich das Besitzen der Gegenstände oder Kunstwerke nicht nur auf die Außenwirkung. Vielmehr baut der Sammler durch die Objekte eine Verbindung auf, die das Überschreiten von zeitlichen und räumlichen Grenzen ermöglicht. Zum einen entsteht eine Beziehung zum Schöpfer des Werks, sei es nun ein Maler,  Keramiker oder anderer Künstler; der Sammler identifiziert sich über das Objekt mit dessen Schöpfer. Zum anderen kann der Gegenstand längst vergangene Epochen repräsentieren und den Besitzer so mit diesen verbinden. Der Glanz der Zeit färbt somit auf den Sammler ab.
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 Wie weit das Verlangen nach sozialem Ansehen und Prestige nach außen getragen wurde, variiert sehr stark: Wurde die Sammlung lediglich einem ausgewählten Kreis gezeigt, so stand die Anerkennung innerhalb einer Gruppe von Kennern im Vordergrund. Das soziale Kapital, welches laut [[theorie:bourdieu_und_kapitalsorten|Bourdieu]] besonders durch die Anerkennung und Zugehörigkeit zu einer Gruppe gekennzeichnet ist, kann durch eine Kunstsammlung gesteigert werden. Über die Gruppe können dann zusätzliche Ressourcen aktiviert werden, die in anderen Lebensbereichen zur Verfügung stehen.  \\  Wie weit das Verlangen nach sozialem Ansehen und Prestige nach außen getragen wurde, variiert sehr stark: Wurde die Sammlung lediglich einem ausgewählten Kreis gezeigt, so stand die Anerkennung innerhalb einer Gruppe von Kennern im Vordergrund. Das soziale Kapital, welches laut [[theorie:bourdieu_und_kapitalsorten|Bourdieu]] besonders durch die Anerkennung und Zugehörigkeit zu einer Gruppe gekennzeichnet ist, kann durch eine Kunstsammlung gesteigert werden. Über die Gruppe können dann zusätzliche Ressourcen aktiviert werden, die in anderen Lebensbereichen zur Verfügung stehen.  \\ 
-Mit der öffentlichen Zurschaustellung, beispielsweise in einer Ausstellung oder einem Museum, wird das Prestige in der Öffentlichkeit gesteigert und das symbolische Kapital somit erhöht. Die Kunstwerke sind in jedem Fall Kennzeichen des kulturellen Kapitals des Sammlers, sei in der objektivierten Form, sei es im inkorporierten Zustand als Ausdruck seiner Bildung und Kultiviertheit. +Mit der öffentlichen Zurschaustellung, beispielsweise in einer Ausstellung oder einem Museum, wird das Prestige in der Öffentlichkeit gesteigert und das symbolische Kapital somit erhöht. Die Kunstwerke sind in jedem Fall Kennzeichen des kulturellen Kapitals des Sammlers, sei in der objektivierten Form oder im inkorporierten Zustand als Ausdruck seiner Bildung und Kultiviertheit. 
  
  
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   - Die **Industriellen** sind private Kunstsammler, die vor allem zum eigenen Vergnügen die Sammlungen aufbauten und daraus auch unternehmerisches Kapital schlagen konnten. Dazu zählt vor allem [[masuda_takashi|Masuda Takashi 益田孝]], dessen Sammlung nicht in ein Museum überführt, sondern größtenteils nach seinem Tod veräußert wurde. Aber auch [[kobayashi_ichizo_小林一三|Kobayashi Ichizô 小林一三]] und [[kawamura_katsumi_川村勝巳|Kawamura Katsumi 川村勝巳]] repräsentieren den Industriellen-Typus des Sammlers, da sie ihr ökonomisches Kapital in Kulturgüter investierten, ohne zunächst weitere Ambitionen zu hegen.   - Die **Industriellen** sind private Kunstsammler, die vor allem zum eigenen Vergnügen die Sammlungen aufbauten und daraus auch unternehmerisches Kapital schlagen konnten. Dazu zählt vor allem [[masuda_takashi|Masuda Takashi 益田孝]], dessen Sammlung nicht in ein Museum überführt, sondern größtenteils nach seinem Tod veräußert wurde. Aber auch [[kobayashi_ichizo_小林一三|Kobayashi Ichizô 小林一三]] und [[kawamura_katsumi_川村勝巳|Kawamura Katsumi 川村勝巳]] repräsentieren den Industriellen-Typus des Sammlers, da sie ihr ökonomisches Kapital in Kulturgüter investierten, ohne zunächst weitere Ambitionen zu hegen.
   - Anders verhält es sich bei dem Typus des **Philanthropen**.  Diese Sammler haben sich schon früh verpflichtet, ihre Sammlungen zum Wohl von Individuen, einzelnen Gruppen oder gar einer Region öffentlich zu machen. Daher finden sich hier auch frühe Museumsgründungen wie von [[ohara_magosaburo_大原孫三郎|Ôhara Magosaburô 大原孫三郎]], dessen Ôhara Museum in Kurashiki das erste Museum mit westlicher Kunst in Japan ist. Aber auch [[nezu_kaichiro_根津嘉一郎|Nezu Kaichirô 根津嘉一郎]], [[kubo_sotaro_久保惣太郎|Kubo Sôtarô 久保惣太郎]], [[mizuta_mikio_水田三喜男|Mizuta Mikio 水田三喜男]] oder [[goto_keita|Gotô Keita 五島慶太]] waren der Überzeugung, dass sie in der Schuld der Gesellschaft stehen und daher etwas zurückgeben müssten.   - Anders verhält es sich bei dem Typus des **Philanthropen**.  Diese Sammler haben sich schon früh verpflichtet, ihre Sammlungen zum Wohl von Individuen, einzelnen Gruppen oder gar einer Region öffentlich zu machen. Daher finden sich hier auch frühe Museumsgründungen wie von [[ohara_magosaburo_大原孫三郎|Ôhara Magosaburô 大原孫三郎]], dessen Ôhara Museum in Kurashiki das erste Museum mit westlicher Kunst in Japan ist. Aber auch [[nezu_kaichiro_根津嘉一郎|Nezu Kaichirô 根津嘉一郎]], [[kubo_sotaro_久保惣太郎|Kubo Sôtarô 久保惣太郎]], [[mizuta_mikio_水田三喜男|Mizuta Mikio 水田三喜男]] oder [[goto_keita|Gotô Keita 五島慶太]] waren der Überzeugung, dass sie in der Schuld der Gesellschaft stehen und daher etwas zurückgeben müssten.
-  - Ähnlich verhält es sich mit den **Förderern von Kultur, Kunst und Wissenschaft**, gezielt ihr Kapital einsetzen, um verschiedene Bereiche oder Personen zu fördern. Dazu zählen [[hosomi_ryo_細見良|Hosomi Ryô 細見良]] (Kultur und Kunst), [[okura_kihachiro|Ôkura Kihachirô 大倉喜八郎]] (Kunst und Kultur), [[fujita_densaburo|Fujita Densaburô 藤田傳三郎]] (japanische Kunst), [[hatakeyama_issei|Hatakeyama Issei 畠山一清]] (Wissenschaft), [[masaki_takayuki|Masaki Takayuki 正木孝之]] (Kultur), [[yuki_teiichi|Yuki Teiichi 湯木貞一]] (Kultur) und [[kobayashi_ichizo_小林一三|Kobayashi Ichizô 小林一三]] (Kunst). Kobayashi hatte viele Interessen, so dass seine Einordnung sowohl bei der Gruppe der Industriellen als auch bei den Förderern vorgenommen werden kann. +  - Ähnlich verhält es sich mit den **Förderern von Kultur, Kunst und Wissenschaft**, die gezielt ihr Kapital einsetzen, um verschiedene Bereiche oder Personen zu fördern. Dazu zählen [[hosomi_ryo_細見良|Hosomi Ryô 細見良]] (Kultur und Kunst), [[okura_kihachiro|Ôkura Kihachirô 大倉喜八郎]] (Kunst und Kultur), [[fujita_densaburo|Fujita Densaburô 藤田傳三郎]] (japanische Kunst), [[hatakeyama_issei|Hatakeyama Issei 畠山一清]] (Wissenschaft), [[masaki_takayuki|Masaki Takayuki 正木孝之]] (Kultur), [[yuki_teiichi|Yuki Teiichi 湯木貞一]] (Kultur) und [[kobayashi_ichizo_小林一三|Kobayashi Ichizô 小林一三]] (Kunst). Kobayashi hatte viele Interessen, so dass seine Einordnung sowohl bei der Gruppe der Industriellen als auch bei den Förderern vorgenommen werden kann. 
-  - Mit den **religiösen Anführer** sei hier auf zwei Persönlichkeiten verwiesen, die Sammlungen und in der Folge Museen begründeten, die als Baustein der Gesellschaftsbildung angesehen werden können: [[okada_mokichi_岡田茂吉|Okada Mokichi 岡田茂吉]] und [[koyama_mihoko_小山_美秀子|Koyama Mihoko 小山美秀子]]. Auch wenn die Museen auf den ersten Blick nicht den religiösen Sekten verbunden scheinen, sind sie in ihrer Gesamtkonzeption dem Glauben angepasst.+  - Mit den **religiösen Anführer** sei hier auf zwei Persönlichkeiten verwiesen, die Sammlungen und in der Folge Museen begründeten, die als Baustein eines Gedankengebäudes angesehen werden können: [[okada_mokichi_岡田茂吉|Okada Mokichi 岡田茂吉]] und [[koyama_mihoko_小山_美秀子|Koyama Mihoko 小山美秀子]]. Auch wenn die Museen auf den ersten Blick nicht den religiösen Sekten verbunden scheinen, sind sie in ihrer Gesamtkonzeption dem Glauben angepasst.
  
 Mit Blick auf ihre unternehmerischen Aktivitäten sind die Personen jedoch anders zu verorten. Legt man die Kategorien nach Hirschmeier zugrunde, der 50 Persönlichkeiten aus der Wirtschaft der Meiji-Zeit analysierte, können die Sammler wie folgt unterteilt werden: Mit Blick auf ihre unternehmerischen Aktivitäten sind die Personen jedoch anders zu verorten. Legt man die Kategorien nach Hirschmeier zugrunde, der 50 Persönlichkeiten aus der Wirtschaft der Meiji-Zeit analysierte, können die Sammler wie folgt unterteilt werden:
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 {{ :netzwerk-sammler.png?direct&600 |}}(Zum Vergrößern Abbildung bitte anklicken!) {{ :netzwerk-sammler.png?direct&600 |}}(Zum Vergrößern Abbildung bitte anklicken!)
  
-Das hier vorgestellte Netzwerk der Kunstsammler kann nicht vollständig sein, da dazu wesentlich mehr Daten ausgewertet werden müssten. Allerdings lassen sich hier bereits einige Tendenzen ablesen. \\ +Das hier vorgestellte Netzwerk der Kunstsammler kann nicht vollständig sein, da dazu wesentlich mehr Daten ausgewertet werden müssten. Es lassen sich jedoch einige Tendenzen ablesen. \\ 
 Die beiden Industriellen [[kobayashi_ichizo_小林一三|Kobayashi Ichizô]] und [[masuda_takashi|Masuda Takashi]] weisen die meisten Kanten auf und kristallisieren sich als sogenannte Hubs heraus. Gemeinsame Bekanntschaften sind [[hatakeyama_issei|Hatakeyama Issei]], [[goto_keita|Gotô Keita]] und [[nezu_kaichiro_根津嘉一郎|Nezu Kaichirô]]. Auffallend ist, dass diese beiden zentralen Personen vielfältige Beziehungen pflegten, nicht nur in Kunstsammlerkreisen, sondern auch in Politik und Unternehmertum. Kobayashi pflegt beispielsweise Verbindungen zur Mitsui-Familie, bei der im übrigen Masuda als Direktor tätig war, und mit dem Kunstsammler [[yuki_teiichi|Yuki Teiichi]]. Masuda hingegen hat Beziehungen zu dem Unternehmer Shibusawa Eiichi 渋沢栄一 (1840-1831) sowie den Sammlern [[okura_kihachiro|Ôkura Kihachirô]] und [[fujita_densaburo|Fujita Densaburô]], dem Politiker Inoue Kaoru 井上馨 (1836-1915) und dem Philosophen und Aufklärer Fukuzawa Yukichi 福沢諭吉 (1835-1901).  Die beiden Industriellen [[kobayashi_ichizo_小林一三|Kobayashi Ichizô]] und [[masuda_takashi|Masuda Takashi]] weisen die meisten Kanten auf und kristallisieren sich als sogenannte Hubs heraus. Gemeinsame Bekanntschaften sind [[hatakeyama_issei|Hatakeyama Issei]], [[goto_keita|Gotô Keita]] und [[nezu_kaichiro_根津嘉一郎|Nezu Kaichirô]]. Auffallend ist, dass diese beiden zentralen Personen vielfältige Beziehungen pflegten, nicht nur in Kunstsammlerkreisen, sondern auch in Politik und Unternehmertum. Kobayashi pflegt beispielsweise Verbindungen zur Mitsui-Familie, bei der im übrigen Masuda als Direktor tätig war, und mit dem Kunstsammler [[yuki_teiichi|Yuki Teiichi]]. Masuda hingegen hat Beziehungen zu dem Unternehmer Shibusawa Eiichi 渋沢栄一 (1840-1831) sowie den Sammlern [[okura_kihachiro|Ôkura Kihachirô]] und [[fujita_densaburo|Fujita Densaburô]], dem Politiker Inoue Kaoru 井上馨 (1836-1915) und dem Philosophen und Aufklärer Fukuzawa Yukichi 福沢諭吉 (1835-1901). 
-\\ [[kubo_sotaro_久保惣太郎|Kubo Sotarô]] und [[hosomi_ryo_細見良|Hosomi Ryô]] sind zwar nicht Teil des größeren Netzwerks, kennen sich aber untereinander, vermutlich da sie beide eine (Baum-)Wollspinnerei in der Kansai Region betrieben. Auch [[koyama_mihoko_小山_美秀子|Koyama Mihoko]] und [[okada_mokichi_岡田茂吉|Okada Mokichi]] pflegten eine Beziehung, da Koyama als Ôkadas Schülerin seine Glaubenslehren verfolgte. [[ohara_magosaburo_大原孫三郎|Ôhara Magosaburô]] hatte keine nachweisbare Beziehung zu anderen Kunstsammlern, aber dafür zu den Sozialisten Yamakawa Hitoshi 山川均 (1880-1958) und Ishii Jûji 石井十次 (1865-1914). Allein [[mizuta_mikio_水田三喜男|Mizuta Mikio]] und [[kawamura_katsumi_川村勝巳|Kawamura Katsumi]] scheinen nicht gut vernetzt gewesen zu sein.+\\ [[kubo_sotaro_久保惣太郎|Kubo Sôtarô]] und [[hosomi_ryo_細見良|Hosomi Ryô]] sind zwar nicht Teil des größeren Netzwerks, kennen sich aber untereinander, vermutlich da sie beide eine (Baum-)Wollspinnerei in der Kansai-Region betrieben. Auch [[koyama_mihoko_小山_美秀子|Koyama Mihoko]] und [[okada_mokichi_岡田茂吉|Okada Mokichi]] pflegten eine Beziehung, da Koyama als Okadas Schülerin seine Glaubenslehren verfolgte. [[ohara_magosaburo_大原孫三郎|Ôhara Magosaburô]] hatte keine nachweisbare Beziehung zu anderen Kunstsammlern, aber dafür zu den Sozialisten Yamakawa Hitoshi 山川均 (1880-1958) und Ishii Jûji 石井十次 (1865-1914). Allein [[mizuta_mikio_水田三喜男|Mizuta Mikio]] und [[kawamura_katsumi_川村勝巳|Kawamura Katsumi]] scheinen nicht gut vernetzt gewesen zu sein.
  
  
 ==== Museumsgründungen ==== ==== Museumsgründungen ====
  
-Ca. 90% der Museumsgründungen weltweit erfolgten nach dem Zweiten Weltkrieg. (vgl. Baur 2012, S. 27) So ist dieser Trend auch in Japan zu beobachten; die meisten der in diesem Wiki vorgestellten Museen wurden in der Nachkriegszeit etabliert. 1951 wurde in Japan eigens ein Museumsgesetz (Hakubutsu hô 博物館法) erlassen, wonach Museen die Aufgabe haben, zur kulturellen Bildung der Gesellschaft bei zutragen. Die japanische Gesetzgebung orientiert sich damit eng an den Grundsätzen des International Council of Museums (ICOM), welches seit seiner Gründung im Jahr 1946 sich mit der Definition von Museum als Institution beschäftigt. In den Statuten aus dem Jahr 2007 wird Museum wie folgt definiert:+Ca. 90% der Museumsgründungen weltweit erfolgten nach dem Zweiten Weltkrieg. (vgl. Baur 2012, S. 27) So ist dieser Trend auch in Japan zu beobachten; die meisten der in diesem Wiki vorgestellten Museen wurden in der Nachkriegszeit etabliert. 1951 wurde in Japan eigens ein Museumsgesetz (Hakubutsu hô 博物館法) erlassen, wonach Museen die Aufgabe haben, zur kulturellen Bildung der Gesellschaft bei zutragen. Die japanische Gesetzgebung orientiert sich damit eng an den Grundsätzen des International Council of Museums (ICOM), welches sich seit seiner Gründung im Jahr 1946 mit der Definition von Museum als Institution beschäftigt. In den Statuten aus dem Jahr 2007 wird Museum wie folgt definiert:
 >> "A museum is a non-profit, permanent institution in the service of society and its development, open to the public, which acquires, conserves, researches, communicates and exhibits the tangible and intangible heritage of humanity and its environment for the purposes of education, study and enjoyment." (ICOM 2007, Internetquelle) >> "A museum is a non-profit, permanent institution in the service of society and its development, open to the public, which acquires, conserves, researches, communicates and exhibits the tangible and intangible heritage of humanity and its environment for the purposes of education, study and enjoyment." (ICOM 2007, Internetquelle)
  
    
-Registrierte Privatmuseen in Japan folgen diesen Grundsätzen. Die ursprünglichen Gründe von Privatpersonen ihre Kunstsammlungen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen können recht unterschiedlich sein und in verschiedenen Formen erfolgen. Gerade die Philanthropen unter den Sammlern möchten mit ihren Sammlungen der Gesellschaft die Möglichkeit der Bildung geben. Dies ist auch bei dem Typus der religiösen Anführer der Fall, auch wenn Bildung dann eng mit dem religiösen Glauben und einem übergeordneten Gedankengebäude verbunden sein kann. \\+Registrierte Privatmuseen in Japan folgen diesen Grundsätzen. Die ursprünglichen Gründe von Privatpersonen ihre Kunstsammlungen der Öffentlichkeit zugänglich zu machenkönnen recht unterschiedlich sein und in verschiedenen Formen erfolgen. Gerade die Philanthropen unter den Sammlern möchten mit ihren Sammlungen der Gesellschaft die Möglichkeit der Bildung geben. Dies ist auch bei dem Typus der religiösen Anführer der Fall, auch wenn Bildung dann eng mit dem religiösen Glauben und einem übergeordneten Gedankengebäude verbunden sein kann. \\
 Wenn auch nicht religiös motiviert, haben Museen von Unternehmen einen ähnlichen Charakter, da sie vor allem der Außendarstellung dienen und Ausdruck einer Firmenphilosophie sind.  Wenn auch nicht religiös motiviert, haben Museen von Unternehmen einen ähnlichen Charakter, da sie vor allem der Außendarstellung dienen und Ausdruck einer Firmenphilosophie sind. 
  
-Für viele Privatsammler steht aber sicherlich der Wunsch nach Bewahrung der Sammlung und der Kunstwerke im Vordergrund ihrer Überlegungen bei einer Museumsgründung. So haben einiger der hier vorgestellten Sammler noch zu Lebzeiten die Überführung der Sammlung in ein eigenes Museum angeregt und häufig durchgeführt. Der Wunsch nach Besitz wird damit nicht aufgehoben, sondern wird erweitert um das Bedürfnis nach Anerkennung, welches durch die Inszenierung der Sammlung in der Öffentlichkeit befriedigt wird. Auch nach dem Tod des Sammlers besteht der Name, häufig als Museumsname, fort.+Für viele Privatsammler steht aber sicherlich der Wunsch nach Bewahrung der Sammlung und der Kunstwerke im Vordergrund ihrer Überlegungen bei einer Museumsgründung. So haben einiger der hier vorgestellten Sammler noch zu Lebzeiten die Überführung der Sammlung in ein eigenes Museum angeregt und häufig selbst durchgeführt. Der Wunsch nach Besitz wird damit nicht aufgehoben, sondern wird erweitert um das Bedürfnis nach Anerkennung, welches durch die Inszenierung der Sammlung in der Öffentlichkeit befriedigt wird. Auch nach dem Tod des Sammlers besteht der Name, häufig als Museumsname, fort.
  
-Die Überführung der Sammlung in ein Museum entbindet die Nachkommen zwar nicht vollständig von ihrer Pflicht das Erbe weiter zu pflegen, aber ermöglich eine Vereinfachung des Kapitaltransfers auf die nächste Generation, wenn dies nicht alleine verantwortlich ist. Registrierte Privatmuseen in Japan verpflichten sich nämlich, Fachpersonal wie Kuratoren zu beschäftigen, um den erzieherischen, wissenschaftlichen und konservatorischen Aufgaben eines Museums nachkommen zu können.+Die Überführung der Sammlung in ein Museum entbindet die Nachkommen zwar nicht vollständig von ihrer Pflicht das Erbe weiter zu pflegen, aber sie ermöglich eine Vereinfachung des Kapitaltransfers auf die nächste Generation, wenn dies nicht alleine verantwortlich ist. Registrierte Privatmuseen in Japan verpflichten sich nämlich, Fachpersonal wie Kuratoren zu beschäftigen, um den erzieherischen, wissenschaftlichen und konservatorischen Aufgaben eines Museums nachkommen zu können.
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private_kunstsammler_in_japan_-_eine_analyse.1563118260.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/07/14 17:31 von pflemmig