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Finale Figurenkonstellation im Film „Ema“ von Pablo Larraín (Myrto Larsen)

1.Einleitung

Der Film „Ema“ (2019) von Pablo Lorraín ist die Geschichte einer jungen Frau, die sich mithilfe ihrer Manipulationsfähigkeiten einen Seelenwunsch erfüllt. Sie will mit allen Mitteln Mutter werden. Zum Ende des Films hat sie (scheinbar) ihr Ziel erreicht.

Die vorletzte Szene (TK 01:36.59 – 01:38:29) führt die wichtigsten Figuren der Handlung zusammen. Zwei Ehepaare (Ema / Gastón und Raquel / Aníbal) sowie ihre Kinder (Säugling / Polo) treffen sich zum gemeinsamen Essen. Sie sind schicksalhaft über den Adoptivsohn Polo miteinander verbunden. Ema und Gastón sind mit seiner Adoption gescheitert. Das Sozialamt hat das Kind an Raquel und Aníbal weitervermittelt. Ema kann sich mit dieser Entscheidung nicht abfinden. Sie setzt ihre körperlichen Reize ein, um sowohl Aníbal als auch Raquel sexuell zu verführen und sich so indirekt ihrem ehemaligen Adoptivsohn wieder anzunähern, was von offizieller Seite aus verboten ist. Die Ergebnisse dieser Dreierkonstellation sind ihre eigene Schwangerschaft, intensive emotionale Verknüpfungen und der wiedergewonnene Kontakt zu Polo. Mit der Analyse der „mise-en-scène“ soll die Emotionalität der Figuren zum Ende des Films dargestellt werden. Wie wirkt sich die Tatsache, dass Ema ihr Ziel erreicht hat auf die anderen Beteiligten aus? Wie zeigt sich die Protagonistin „Ema“ zum Ende des Films?

2. Beschreibung (TC 01:36:59 – 01:38:29)

Die Szene findet im Haus von Aníbal und Raquel statt. Ein inneres Treppenhaus weist auf die Mehrgeschossigkeit der Wohnung hin. Bei der räumlichen Gestaltung stehen das Esszimmer und die Küche im Mittelpunkt. Emas verbindet diese beiden Räume durch ihren Bewegungsablauf. Später werden noch ein oder zwei Räume kurz angedeutet. Dies Räume heben sich durch ihre blauen Töne, einer Bücherwand, einem blauen Sofa und identischen dunkleren Lichtverhältnisse vom hauptsächlichen Handlungsort aus. Es könnte sich um das Wohnzimmer handeln, vielleicht im Untergeschoss oder eine Ebene weiter unten. Ein schmales Geländer im vorderen Bereich des Esszimmers deutet die mögliche untere Ebene an.

Im Gegensatz dazu ist Küche und Esszimmer durch drei Fenster hell erleuchtet. Das warme Licht der Sonnenstrahlen schmeichelt den modern eingerichteten Wohnräumen. Viele Naturtöne des Mobiliars unterstreichen diesen Eindruck. Der Tisch im Esszimmer ist für fünf Personen gedeckt und steht mitten im Raum längst zur breiten Fensterfront. An der Längswand gegenüber der Küche steht ein halbhohes Sideboard. Ein breiter Durchgang zur Küche dominierte die linke Raumseite. Die Dekoration des Raumes ist üppig ohne überladen zu sein. Großen Topfpflanzen, auch ein Spielauto, zieren die Ecken des Raumes. Der Raum strahlt eine liebevolle, moderne und persönliche Harmonie aus. Die Wand an der rechten Raumseite ist holzvertäfelt und weiß gestrichen. Auf der linken Seite wurde das Fachwerk freigelegt und betont die Lichtdurchflutung der Räume. Die Besitzer haben ein älteres Gebäude nach ihren Vorstellungen renoviert, um ein wohnliches Zuhause zu schaffen.

In der Küche wurde und wird gearbeitet. Auf allen Ablagen stehen Küchen- und Kochutensilien. Die Unordnung ist berechtigt, es ist offenbar ein lebendiger Familien- und Funktionsraum. Die Arbeitsfläche direkt am Durchgang und hinter Gastón dient der Zubereitung der Babynahrung. Gastóns Position als offizieller Vater des Babys wird damit bekräftigt. Die Zubereitung der Babynahrung hebt seine Position im Familienverband. Aníbal steht in der hinteren linken Ecke zwischen Herd und Kühlschank. Er hat die weiteste Position vom Handlungsmittelpunkt Ema entfernt eingenommen. Der eigentliche Vater des Kindes ist somit von geringster Bedeutung.

Zum Beginn der Szene befinden sich Ema und Polo im Esszimmer. Ema trägt Jeans wie alle anderen Figuren dieser Szene. Ihre Hosen erhalten durch die Marlene-Schnittform einen modischen Ausdruck. Ihr Sweatshirt in Bordeauxrot harmoniert mit dem pink-weißen quergestreiften Strampelanzug des Babys. Die Wiederholung der Farben zeigen ihre Zusammengehörigkeit. Ema ist eine moderne junge Mutter mit einem weiblichen Baby. Das Baby verstärkt durch seine Weiblichkeit die weibliche Szenengewalt. Aníbals senffarbenes T-Shirt ist der zweite Farbkomplex in der Auswahl der Bekleidung. Die Kleidung der drei weiteren Akteure sticht farblich nicht hervor. Seine Position als Außenseiter wird dadurch bekräftigt. Polo und Gastón tragen Hose und Shirt in Jeansblau, nur dass Gastón wie üblich eine Latzhose trägt. Raquel hat sich für schwarz-grau entschieden. Ihre Hose ist schmal geschnitten. Das Oberteil in A-Form umschmeichelt ihre weiblichen Formen. Alles drei Figuren fallen farblich nicht auf, sind jedoch durch ihre Farblosigkeit miteinander verbunden.

Bewegung der Figuren im Raum

Ema befindet sich am Anfang der Szene im Esszimmer, dabei hält sie ihr Baby in den Armen. Nun bewegt sie sich auf Polo zu. Er steht seitlich am Tischende und übergibt ihm seine Schwester. Sie legt ihm das Baby vorsichtig in seine Arme und betont dabei, dass er vorsichtig mit dem Kind umgehen soll. Vorsichtig wiegt Polo das Kind und dreht sich dabei um seine eigene Achse. Darauf durchquert Ema das Esszimmer und geht in die Küche. Sie stellt sich zu Gastón, um ein Babyfläschchen zuzubereiten oder von Gastón zu übernehmen. Raquel betritt als dritte Person das Esszimmer. Ganz Gastgeberin trägt sie eine Salatschüssel und Gewürze. Sie stellt sie auf den Tisch und lockert den Salat mit einem Löffel auf. Ihr Blick geht zu Polo. Auf dem Weg zu ihm ermahnt sie ihn auch noch einmal zur Vorsicht. Sie nimmt das Baby in ihre Arme und unterbricht damit abrupt Polos Fürsorge. Raquel begrüßt das Baby und nennt es ihren Schatz. Dadurch wird Emas Aufmerksamkeit geweckt. Ema zögert für einen Augenblick am Türrahmen und schreitet dann zu Rachel ans Fenster, um ihr den Säugling wieder abzunehmen.

Bis zur Übernahme des Säuglings durch Raquel hat die Kamera das Bild in einer halbtotalen Einstellung statisch aufgenommen. Mit Rachels Weg nach rechts in Richtung Rachel und Fenster setzt sich auch die Kamera in Bewegung. Langsam fährt sie parallel zur Fensterfront nach links in Richtung Treppenhaus und durchbricht damit die Trennwand zwischen den beiden Räumen. Vom dunklen Flur aus zeigt sie Gastón am Küchenfenster. Aníbal hat sich zur Tür bewegt und wird ebenfalls von der Kamera erfasst. Alle sechs Protagonisten der Szene sind eingeführt. Gastóns und Aníbals Interesse und ihr Blick ist in diesem Augenblick auf die Handlung im Esszimmer gerichtet.

Blickrichtungen und Emotionen

Die Kamera hat ihre Position verlassen. Sie fährt vom Esszimmer kommend durch den Durchbruch auf Gastón zu. Der Abstand der Linse zu Gastón wird immer geringer, die Nahaufnahme wird zu Großaufnahme. Er blickt zum Esszimmer und wendet langsam den Kopf in Richtung der hinteren Küchenecke. Seine Augen kommunizieren nicht mit der Kamera. Nachdenklich, in sich gekehrt blicken sie gerade in die Ferne. Die Kamera begleitet seinen Blick. Dabei umrundet sie sein Gesicht, dadurch verändert sich die Position des Gegenlichts. Die Sonnenstrahlen blitzen dreimal auf, die Konturen von Gastóns Antlitz verschwimmen. Gastóns Blickrichtung leitet die Kamera weiter (Scharnierfigur), sie erfasst Aníbal neben dem Kühlschrank stehend. Sie nähert sich langsam ohne ihm zu nahe zu kommen. Der weiche Übergang der Einstellung beginnt amerikanisch und endet in einer Nahaufnahme. Aníbal ist sich der Kamera bewusst, kann den direkten Blickkontakt jedoch nicht halten. Die Augen wenden sich nach links unten dem Boden zu.

Die Bewegung der Kamera war bis jetzt im Sinne einer „Inneren Montage“ fließend. Der nächste Schnitt ist abrupt und zeigt Polo. Er liegt auf einem blauen Sofa und war mit seinem Tablet beschäftigt, bis seine Aufmerksamkeit geweckt wurde. Sein Blick richtet sich in den Raum, er beobachtet etwas. Die Kamera fängt einen Gesichtsausdruck mit einer Nahaufnahme ein. Auch hier folgt ein harter Schnitt. Raquel steht vor dem Fenster, das Sonnenlicht umstrahlt ihren Oberkörper. Die Konturen sind verschwommen. Verträumt blicken ihre Augen nach rechts oben. Ein leichtes Lächeln umspielt ihre Lippen.

Die letzte Einstellung der Szene zeigt Ema mit ihrem Kind. Sie wiegt das Baby sanft in ihren Armen. Ihr Kopf lehnt sich sanft und liebevoll an sein Köpfchen. Ein sanftes, zufriedenes Lächeln umspielt ihren Mund. Das Baby schläft, das Köpfchen an ihre rechte Schulter gelehnt. Ema dominant und zufrieden zeigt sich als innere Siegerin der Handlung.

Bevor der Abspann läuft sehen wir Ema in einer Halbtotale. Sie steht an einer Tankstelle und lässt sich einen Behälter mit Benzin füllen. Sie ist sportlich leger gekleidet. Das Essen im Kreis der erweiterten Familie ist beendet.

3. Analyse

Die Sonne scheint, der Verkehr ruht in der Straßenschlucht, es ist Wochenende, die Protagonist*innen haben Zeit für ein gemeinsames Mittagessen. Man trifft sich familiär bei Aníbal und Raquel. Ihr Haus ist liebevoll eingerichtet und lädt zum Verweilen ein. Die Einrichtung und die baulichen Veränderungen weisen auf einen finanziell abgesicherten gutbürgerlichen Haushalt hin. Der gedeckte Tisch, das überschaubare Chaos in der Küche sind Anzeichen familiärer Gastfreundschaft. Es ist ein Haus in dem sich Erwachsene und Kinder wohlfühlen können und Geborgenheit möglich ist.

Die aktive Handlung findet hauptsächlich im Esszimmer statt. Der Ringelreihen um den Tisch herum, das Weiterreichen bzw. Annehmen des Säuglings zeigt eine emotionale Dynamik, deren Kraft in den Händen der weiblichen Figuren liegt. Ema reicht ihre Tochter an Polo weiter, möglicherweise in der Absicht seine Rolle als älteren Bruder zu stärken. Sie kann den Säugling problemlos mit ihm teilen. Im Gegensatz dazu fühlt sie die Konkurrenz Raquels. Ihr muss sie das Kind sofort wieder abnehmen. Raquel zeigt sich weiblich und mütterlich. Sie fordert ihren Anspruch auf das Kind ein. Wie sollte sie sonst mit der Situation fertig werden, dass ihr Ehemann mit Ema ein Kind gezeugt hat. Für Ema bedeuten die Attribute (liebevoll, zärtlich, weiblich, großzügig) der Figur Raquel eine Gefahr, die sie instinktmäßig sofort unterbindet. Der Dialog Raquels mit dem Säugling lässt sie aufhorchen und zwingt sie zum Reagieren.

Die beiden Väter in der Küche verlassen ihren Standort nicht, außer dem kleinen Schritt Aníbals nach vorne. Er dient dazu, seine Anwesenheit zu zeigen und die Gewichtung der Handlung im Esszimmer zu verstärken. Sonst steht ihm nur der Platz an der hintersten Ecke der Küche zu. Seine Position als tatsächlicher Vater des Säuglings hat keine Bedeutung. Beide bleiben in einer Beobachterrolle verharrt, weitestgehend handlungsohnmächtig in der Küche verbannt.

Gastón ist näher am Geschehen positioniert. Er schüttelt eine Babymilchflasche und demonstriert seine Rolle als Vater. Das moderne Bild eines emanzipierten Vaters wird auch durch das Tragen einer Latzhose verstärkt. Sowohl Gastón als auch Raquel sind nicht in der Lage Kinder zu bekommen. Sie sind auf andere angewiesen, wenn sie ihre mütterlichen oder väterlichen Bedürfnisse ausleben wollen. Ihre Aufmerksamkeit muss deshalb Ema und ihrem Handeln gelten. Nur sie besitzt die Macht diese Gunst zu verteilen, da alle anderen Figuren mehr oder minder in Abhängigkeitsverhältnisse mit ihr verstrickt sind.

Die klare Trennung der Geschlechter in zwei unterschiedliche Handlungsbereiche zeigt nicht nur die Machtkonstellation auf, sondern auch die Position der Väter im Familienverband an. Sie sind die Dienstleister, die Diener, die nicht einmal eine verbale Position haben. Der spärliche Dialog, eher Monolog findet nur bei den Frauen statt. Die zwei Vaterfiguren sind nicht einmal männliche Verbündete. Folgt man ihren Blicken, gehen diese aneinander vorbei. Aníbal schneidet Gemüse und Gastón bereitet die Babyflasche zu. Diese Hilfstätigkeiten sind sogar im untersten sozialen Bereich angesiedelt.

Der erste Aspekt der Szene ist das Agieren der Figuren (blocking a scene) im Raum. Der zweite Aspekt widmet sich verstärkt den Emotionen der einzelnen Figuren. Die Klärung der Emotionalität übernimmt die Kamera im direkten Dialog zu den Figuren. Langsam (Innere Montage) nähert sie sich mit Hilfe eines rollenden Stativs den einzelnen Personen. Die Konzentration der Kamera gilt der oberen Körperhälfte, vor allem verstärkt der Mimik und der Augenbewegung. Demokratisch wird jeder Figur die gleiche Aufmerksamkeit gewährt.

Der Einsatz von Gegenlicht, in diesem Fall ist es der Sonnenschein am Fenster verbindet Gastón und Raquel. Bei Gastón ist die Lichtquelle nicht direkt hinter ihm. Erst das Umrunden seiner Person lässt die Sonnenstrahlen dreimal intensiv aufblitzen. Sein Gesicht ist dazwischen nicht verschwommen. Seine Gedanken sind greifbar im Raum. Sie reichen in die weite Zukunft hinein. Er ist in seiner Gedankenwelt gebunden und entwickelt für sich seine Version von Zukunft. Sein Gesicht bleibt dabei ernst, er kann sich nicht entspannen. Seine Position in der Zukunft scheint nicht zu seiner Zufriedenheit auszufallen.

Raquel steht dagegen direkt vor dem Sonnenlicht, gleichsam liegt ihr Gesicht im Schatten. Sie steht scheinbar in einem schwirrenden Lichtkokon außerhalb von Raum und Zeit. Den Kopf leicht nach links geneigt, die Augen verklärt, der Blick nach rechts oben gerichtet, ein leichtes Lächeln auf den Lippen, eine Madonna im Bewusstsein ihrer Weiblichkeit. Sie kennt ihre Kraft. Diese liegt in ihrer Fähigkeit zu lieben sowie Zärtlichkeit zu schenken. Sie hat keine Angst vor der Zukunft. Sie hat gewonnen und obwohl sie keine Kinder bekommen kann, hat sich ihr Mutterglück erweitert. Emas Manipulation hat für sie keinen größeren Schaden angerichtet.

Aníbal ist der große Verlierer. Benützt, verletzt, gedemütigt und voller Scham kann und will er seine Gefühle nicht zeigen. Die linke Hand angriffsbereit an der Hüfte, die Augen weichen Gastons fragenden Blick aus. Die an sich ruhige, bewegungslose Körperhaltung ist eine Lüge. Er kann sich mit der Situation nicht abfinden.

Polo ist neben seiner Schwester das Bindeglied der beiden Paare. Auch er wurde benützt. Seine Position als Kind/Sohn ist inzwischen gesichert. Die Babykonkurrenz könnte ihm eventuell schaden, deshalb bleibt er aufmerksam. Er beobachtet intensiv und emotionslos das Geschehen. Die kühlen Farbschattierungen seiner Umgebung vermitteln ein Gefühl von intensiver Einsamkeit, einer verletzten und verunsicherten Seele. Anderseits geht es ihm endlich gut, er hat ein angenehmes Zuhause gefunden. Ein Tablet, als Inbegriff der Glückseligkeit moderner Jugendlicher steht zu seiner Verfügung, was will er mehr? Er liegt gemütlich auf dem Sofa und lässt die Erwachsenen ihre Spielchen treiben.

Ema hat ihr Ziel erreicht. Endlich ist sie Mutter. Innig drückt sie das schlafende Baby an ihre Brust und wiegt es langsam hin und her. Zärtliche Augen voller Mutterglück und die feste Umklammerung des Säuglings vermitteln eine intensive Aussage: Du gehörst mir, nur mir allen. Stolz blickt sie direkt uns direkt an, aufrecht und unbeugsam. Obwohl sie buchstäblich über „Leichen“ gegangen ist fühlt sie keine Schuld.

4. Fazit

Die Ausstattung der Räume und die Lichtgestaltung vermitteln ein Gefühl von Harmonie und Zufriedenheit. Die Anordnung und Bewegung der Figuren drücken die Wahrheit der Gefühle dieser Patchwork-Familie aus. Es ist eine Scheinharmonie. Die Männer sind ablehnende, entsetzte, betroffene und benutzte Außenseiter. Sie sind nicht einmal als Dekorationsobjekt gut genug. Eigentlich haben sie ausgedient und das wissen sie auch. Nur die Frauen/Mütter scheinen die neue Familienkonstellation anzunehmen und strahlen eine gewisse Zufriedenheit aus.

Der Film begleitet Ema auf ihrem strategischen, skrupellosen Weg zur Mutterschaft und Großfamilie. Sie ist eine Meisterin der Manipulation, ihr Handwerkzeug ist die sexuelle Verführung und gefühlsmäßige Ausbeutung der zielführenden Figuren.

Zum Ende des Films fühlt sie keine Reue. Die Figur nimmt sich totale Freiheiten heraus und zeigt ein narzisstisch orientiertes Emanzipationsbild. Eine mögliche neue weibliche Haltung, bei der Männer irrelevant und unnötig sind und in der sich Frauen selbst feiern.

Ema steht auch für ein Phönixpostulat, dass das Feuer reinigt und Perspektiven der Erneuerung öffnet. Sie zündelt zu Beginn des Films und bereitet sich zum Ende auf eine neue Zerstörung vor. Sie hat sich im Laufe der Handlung nicht weiterentwickelt. Das Ausleben ihres rein egoistischen Ziels hat ihre Psyche nicht befriedigt.

Die Familienkonstellation zum Ende der Handlung ist brüchig. Als erstes Glied wird wahrscheinlich Aníbal ausbrechen. Ob Ema Raquel gestattet als zweite Mutter zu agieren ist noch fraglich. Dafür schwirren zu viel Neid und Eifersuchtsgefühle im Raum. Gastón bleibt ihr Sklave und wird sich weiter in diese Rolle fügen. Nur Polo hat Glück gehabt, seine Seele könnte in der neuen Umgebung heilen. Die Voraussetzungen sind günstig.

finale_figurenkonstellation_im_film_ema_von_pablo_larrain_myrto_larsen.txt · Zuletzt geändert: 2022/02/07 13:40 von admin