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Masuda Takashi 益田孝

geboren im Jahr 1848 auf der Insel Sado (heutige Präfektur Niigata), gestorben 1938 in Odawara (Präfektur Kanagawa)
Auch unter dem Tee-Namen Don'ô 鈍翁 bekannt.

Masuda Takashi gilt laut Guth als der Prototyp des großindustriellen Kunstsammlers der Meiji- und Taishô-Zeit.

Kindheit, Jugend, Erziehung

Masuda Takashi wurde als Sohn eines Shôgunatsbeamten auf der Insel Sadô geboren, der die Minenarbeiter beaufsichtigte. Diese Insel, vor der Küste der heutigen Präfektur Niigata im Japanischen Meer gelegen, diente bereits seit dem Altertum als Verbannungs- und Bestrafungsort. Als in der Edo-Zeit (1603-1868) dort Gold-und Silbervorkommen abgebaut wurden, waren Gefangene als Wasserträger in den Minen beschäftigt - für viele kam dies einem Todesurteil gleich.

Als Masuda fünf Jahre alt war, wurde der Vater nach Hakodate versetzt. Auch dieser Einsatzort war weit vom Zentrum Edo entfernt, liegt Hakodate doch auf der Insel Hokkaidô. In den 1850er Jahren wurde die Stadt für den Handel mit dem Ausland geöffnet, sodass sich hier bereits früh eine kosmopolitische Atmosphäre etablieren konnte.

Der Vater bestand darauf, dass Masuda und seine Brüder Kokutoku 益田克徳 (1852-1903) und Eisaku 益田英作 (1865-1922) das Alphabet und eine Fremdsprache lernten - dies war wahrscheinlich Holländisch, da es zu dieser Zeit noch keine Englisch-Lehrer gab. Das Holländische konnte sich in Japan dank des Handelsstandorts der Niederländischen Ostindienkompanie in Dejima (Nagasaki) als europäische Fremdsprache im Japan der Edo-Zeit etablieren.

Im Jahr 1859 wurde der Vater nach Edo, in das neugegründete Büro für Auswärtige Beziehungen versetzt. Dies ermöglichte den Kindern der Masudas ihre Studien auf höherem Niveau fortzusetzen. Neben den Studien der chinesischen Klassiker und Kalligraphie, erlernte Masuda Takashi auch den Umgang mit dem japanischen Abakus (soroban 算盤), was für seinen späteren beruflichen Erfolg entscheidend sein sollte. Auch das Studium der englischen Sprache bei Tateishi Onojirô 立石斧次郎 (1843-1917) sollte Masuda den Weg in beruflicher Hinsicht ebnen.

Die Notwendigkeit der Internationalisierung scheint ein bestimmendes Muster der Familie Masuda gewesen zu sein: Die Schwester Masudas, Nagai Shige 永井しげ (1862-1928) gehörte zu den Auserwählten, die während der Iwakura-Mission (Iwakura shisetsudan 岩倉使節団) in den Jahren 1871 bis 1873 in den USA zur Ausbildung zurückgelassen wurden. Sie gewöhnte sich nach ihrer Rückkehr in die Heimat kaum mehr an das Leben in Japan und sprach wohl ihre Muttersprache nur noch mit amerikanischem Akzent.

Berufliche Karriere

Nachdem Masuda Takashi bei seinem Alter etwas geschwindelt hatte, wurde er in das Büro für Auswärtige Beziehungen aufgenommen und hatte dadurch Kontakt zum ersten US-amerikanischen Konsul in Japan, Townsend Harris (1804-1878). Von diesen Begegnungen sprach Masuda noch im hohen Alter, befand er sich doch damit in unmittelbarer Nähe der politischen Veränderungen seiner Zeit.
Im Jahr 1864 konnte er mit der zweiten offiziellen Delegation des Shôgunats unter Leitung von Ikeda Nagaoki 池田長発 (1837-1879) nach Paris reisen und sich mit den europäischen Errungenschaften in Technik und Wissenschaft aus erster Hand vertraut machen.

Im Jahr 1868 nahm er auf Seiten der Shôgunatstruppen am Feldzug gegen Chôshû und Satsuma teil - bis zu diesem Zeitpunkt war Masuda ein Vertreter der Machtelite in Edo. Dies sollte ihn nach der Meiji-Restauration jedoch nicht davon abhalten, im neuen System Karriere zu machen. So arbeitete er zunächst in verschiedenen In- und Exportfirmen in Yokohama und konnte so das neue internationale Geschäftswesen erlernen.

1871 wurde Masuda Takashi auf Empfehlung von Inoue Kaoru 井上馨 (1835-1915) Vize-Präsident des Münzamtes (Zôeikyoku 造幣局) in Ôsaka. Dort blieb er jedoch nur für sehr kurze Zeit, denn schon ein Jahr später wurde er Manager der von u. a. Inoue und Fujita Densaburô 藤田傳三郎 (1841-1912) neugegründeten Firma, der Senshû gaisha 先収会社. Nach finanziellen Schwierigkeiten wurde die Firma 1876 Teil des Mitsui-Unternehmens und in Mitsui bussan kaisha 三井物産会社 umbenannt. Masuda blieb bis 1901 Direktor dieser Teilfirma und wechselte dann zum Mitsui-Mutterunternehmen, deren Direktor er bis 1913 war.
In seine Amtszeit fiel die Internationalisierung des Unternehmens und der Aufstieg zu einem der vier großen zaibatsu 財閥 (Unternehmenskonglomerat, meist mit einer eigenen Bank) dieser Zeit.

Masuda Takashi war überzeugt, dass der Handel und der wirtschaftliche Aufschwung der Schlüssel zur Modernisierung Japans nach der Edo-Zeit war. Daher ist es nicht verwunderlich, dass er nicht nur beruflich in diesem Bereich tätig war, sondern auch auf Öffentlichkeitsarbeit Wert legte. So gründete er 1876 aus eigenen Mitteln die erste Wirtschaftszeitung Japans, die Chûgai bukka shinpô 中外物価新報 (später umbenannt in Nihon keizai shinbun 日本経済新聞, bis heute eine der größten Tageszeitungen Japans).

Kunstsammler und Tee-Mensch

Die Familie Mitsui führte das familieneigene Unternehmen traditionell nicht selbst, sondern betraute externe Experten mit dieser Aufgabe. Masuda Takashi galt lange als Inbegriff dieser Unternehmenspolitik und konnte sich auch aufgrund seiner Kenntnisse im Tee-Weg (sadô 茶道) auf dieser Position halten. Denn die Familie Mitsui legte großen Wert auf kulturelle Traditionen, insbesondere des Tee-Wegs. Das Sammeln von Kunstgegenständen wie Tee-Schalen, Tee-Behältern oder Rollbildern für die tokonoma war dabei integraler Bestandteil der Kunst. Masudas Tee-Name leitete er von einer berühmten Tee-Schale ab, Dontarô 鈍太郎, eine schwarzen Raku-Schale, welche von dem 6. iemoto 家元 der Omotesenke 表千家-Schule, Gensô Sôsa 原叟 宗左 (1678-1730), selbst hergestellt wurde. Masudas erste Begegnung mit dem Tee-Weg war nach einer häufig erzählten Anekdote nicht sehr rühmlich: So wurde er kurz nach der Meiji-Restauration von seinem Arbeitgeber in Yokohama, einem Tee-Händler, in dessen Privaträume eingeladen. Mit einem Tee-Löffel (chashaku 茶杓) soll er sich dann ein Stück yôkan 羊羹 (süßes Bohnengelee) abgeschnitten haben - in Unwissenheit, wofür der Bambuslöffel eigentlich gebraucht wurde. Diese Anekdote findet sich gar auf der Webseite der bekannten yôkan-Firma, Toraya.

Bei dieser Gelegenheit lernte Masuda Takahashi Soi (ca. 1887-?), einem Lehrer der Urasenke 裏千家-Schule, kennen, bei dem er seine Tee-Studien aufnahm. Durch ihn wurde Masuda zu einem Bewunderer von Kobori Enshû 小堀遠州 (1579-1647), einem sehr einflussreichen Tee-Meister der Edo-Zeit (1603-1868). Dieser hatte zahlreiche Tee-Häuser und Gärten geplant und war Tee-Meister des Shôgunats.

Daishi-kai 大師会

1896 etablierte Masuda Takashi auf seinem Anwesen in Shingawa, dem Hekiundai 碧雲台, die Daishi-kai; dabei wurden in verschiedenen Tee-Häuser Tee-Begegnungen zu Ehren von Kûkai 空海 (posthumer Name: Kôbô daishi 弘法大師; 774-835),dem Begründer des Shingon-Buddhismus (Shingon-shû 真言宗) in der Heian-Zeit (794-1185) und seinem Beitrag zur japanischen Kultur abgehalten. Bei der Daishi-kai kamen einflussreiche Industrielle zusammen, um auf dem weitläufigen Anwesen von Masuda Tee-Begegnungen abzuhalten, z.B. Ôkura Kihachirô 大倉喜八郎 (1837-1928), Hara Tomitarô 原富太郎 (1868-1937), einem Seidenfabrikanten aus Yokohama, oder Nezu Kaichirô 根津嘉一郎 (1860-1940), einem Politiker und Eisenbahnunternehmer; die beiden letzten übernahmen die Daishi-kai 1922 von Masuda und wandelten sie in eine Stiftung um. Die Daishi-kai erinnert in ihren Ausmaßen an die Große Kitano Tee-Zusammenkunft (Kitano ôchanoyu 北野大茶湯) von Toyotomi Hideyoshi 豊臣秀吉 (1536-1598) im Jahr 1587. Während dieser rief der sogenannte 2. Reicheiniger Hideyoshi alle Tee-Menschen zusammen, die dann natürlich ihre wertvollen Tee-Utensilien mitbrachten. Auch bei den Daishi-kai etablierte sich ein Zurschaustellen von Tee-Utensilien und der Austausch bzw. Verkauf dieser. Die Daishi-kai war nicht das einzige Tee-Treffen, welches sich in der Meiji-Zeit etablierte; und auch Masuda war bei anderen Tee-Gesellschaften geladen, wie beispielsweise der Kôetsu-kai 光悦会 zu Ehren von Hon'ami Kôetsu 本阿弥光悦 (1558-1637), einem der berühmtesten Kalligraphen seiner Zeit. Die Tee-Gesellschaften der Meiji-Zeit, besonders die Daishi-kai, regten sowohl den Kunstmarkt, als auch die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Tee-Weg an.

Die Sammlung

Die umfangreiche Kunstsammlung Masudas wurde nicht wie andere später in ein Museum überführt, sondern wurde verkauft. So gelangten viele Objekte in öffentliche Museen, aber der größte Teil „verschwand“ in andere private Sammlungen.

Die Sammlung von Masuda umfasste dank seiner Nähe zum Tee-Weg zahlreiche Tee-Utensilien, die vorher in prominentem Besitz waren, wie beispielsweise die Raku-Tee-Schlae Dontarô. Tee-Utensilien gewinnen durch die Vorbesitzer an Wert; so waren natürlich Utensilien begehrt, die vorher im Besitz von berühmten Tee-Meistern wie Kobori Enshû oder Matsudaira Fumai 松平不昧 (1715-1818) waren. Aber Masuda sammelte auch Bilder, Kalligraphien und Statuen aus verschiedenen Epochen der japanischen Geschichte. Sogar Figuren des Hôryû-ji 法隆寺, eines der ältesten Tempel Japans, befanden sich in seinem Besitz.

Masudas Motivation zum Sammeln japanischer Kulturgüter hatte sicherlich auch mit einem erstarkenden Nationalismus zu tun. Es ist kein Zufall, dass die erste Daishi-kai ein Jahr nach dem für Japan erfolgreichen Sino-Japanischen Krieg 1894/95 stattfand. Die Angst, dass das japanische Kulturerbe ins Ausland verkauft werden könnte, war ein weiterer Grund und führte gar zu Absprachen zwischen den großindustriellen Sammlern, Kunstobjekte en gros aufzukaufen, wenn bekannt wurde, dass ein Tempel aus finanziellen Problemen seine Speicher leerte.

Viele Objekte in Masudas Sammlung wurden als Nationale Kulturschätze registriert, wie z. B. die Bildrolle des Genji monogatari aus der Heian-Zeit, welche sich heute im Gotô Museum befindet.

Chanoyu remained central to art collecting in Meiji and Taishô era Japan because it provided industrialist collectors with time-honored aesthetic guidelines for their acquisitions as well as an enjoyable yet socially structured setting for their display. (Guth 1993, S. 195)

Quellen

Chantal Weber