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Ôhara Magosaburô 大原孫三郎

geboren 1880 in Kurashiki, Okayama, und gestorben 1943 ebenfalls in Kurashiki.

Biographie

Ôhara wurde in eine einflussreiche Händlerfamilie geboren, deren Mitglieder zu seiner Zeit die größten Gutsherren in Okayama waren. 1897 begann er sein Studium an der heutigen Waseda Universität in Tôkyô, wo er allerdings einen verschwenderischen Lebensstil führte und dadurch sein Studium vernachlässigte. 1901 wurde er schließlich von seinem Vater Ôhara Koshirô 大原孝四郎 (1833-1910) nach Kurashiki zurückbeordert, ohne das Studium abgeschlossen zu haben. 1905 wurde Ôhara katholisch getauft und im folgenden Jahr trat er die Nachfolge seines Vaters als Präsident der Kurashiki bôseki kabushiki gaisha 倉敷紡績株式会社 (im Folgenden abgekürzt Kurabô) an.

Ôhara als Reformist

Ôhara gilt als einziger Reformist unter japanischen Fabrikbesitzern in der Vorkriegszeit. Nach der Übernahme von Kurabô erfuhr er durch Zeitungsartikel, dass die Arbeitsbedingungen in seiner Fabrik die schlimmsten des Landes seien, und dies wurde für ihn zu einem dringenden Problem. Daher leitete er bereits 1907 erste Maßnahmen zur Verbesserung der Schlafsäle seiner Arbeiter ein. Sein Ziel war jedoch, ein Industriedorf (shokkô mura 職工村) zu gründen.
Erste Informationen zu Industriedörfern erreichten Japan bereits in den frühen 1870er Jahren durch die Iwakura-Mission, die unter anderem auch die Krupp-Kolonie in Essen besuchte. In einem Industriedorf lebten die Familien der Arbeiter einer Fabrik. Die Kinder arbeiteten in den Fabriken und besuchten zusätzlich noch eine Schule. Zudem wurde sich dort auch der pensionierten Arbeiter angenommen und es gab Zugang zu medizinischer Versorgung. Ôhara konnte seinen Plan eines shokkô mura jedoch nicht verwirklichen, da er sich dem Wettbewerb anderer Spinnereien beugen musste.
Beeinflusst wurde Ôhara vor allem durch Yamakawa Hitoshi 山川均 (1880-1958), einem berühmten Sozialisten und Mitbegründer der japanischen Kommunistenbewegung, mit dem er seit Kindertagen befreundet war, des Weiteren durch Ishii Jûji 石井十次 (1865-1914), einem christlichen Sozialarbeiter, und durch die Ideen Robert Owens (1771-1858).
Er gründete mehrere Einrichtungen, die sich mit sozialen Problemen beschäftigen, unter anderem die Ôhara-Stiftung zur Förderung der Agrarwirtschaft (Ôhara shônô-kai nôgyô kenkyûjo 大原奨農会農業研究所) in 1914 und das Ôhara-Institut für die Erforschung sozialer Probleme (Ôhara shakai mondai kenkyûjo 大原社会問題研究所) in Ôsaka im Jahr 1920.

Sammlung

Die Schlüsselfigur zu Ôharas Sammlung ist der impressionistische Maler und gute Freund Kojima Torajirô 児島虎次郎 (1881-1929). Er kaufte im Namen Ôharas insgesamt etwa 70 Gemälde in Europa, unter anderem von El Greco (1541-1614) und Paul Gauguin (1848-1903). Bei der Wahl der Kunstwerke überließ Ôhara ihm freie Hand.

Ôhara bijutsukan 大原美術館

Das Ôhara bijutsukan wurde 1930 als Gedenkstätte für Kojima eröffnet und ist das älteste private Museum für westliche Kunst in Japan. Kojima war 1929 gestorben und seinen Traum von einem westlichen Museum, in dem auch seine eigenen Werke ausgestellt werden, wollte Ôhara erfüllen. Nur eine Woche nach der Eröffnung des Museums starb Ôharas Ehefrau, aber trotz dieser schweren Umstände bestand er auf den Weiterbau des Museums, was auf die tiefe Freunschaft zwischen Ôhara und Kojima hindeutet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg führt der älteste Sohn Sôichirô die Tradition seines Vaters fort und ergänzte die Sammlung durch Werke von Pablo Picasso (1881-1973), Paul Cézanne (1839-1906) und anderen. Zudem besteht ein großer Teil der Sammlung aus Volkskunst (mingei 民芸).

Auffallend ist der Eingang im klassischen ionischen Stil. Zum 60. Geburtstag Ôhara Koshiros wurde ein Garten im japanischen Stil angelegt.

Quellen

  • CORTAZZI, Hugh: „The Ohara Museum of Art at Kurashiki“. In: Arts of Asia, Bd. 17, Nr. 5 (1987), S. 69-79.
  • HARA, Michihiko: „Ohara Museum of Art and Munakata Shiko: Histories and Memories in Woodblock Prints“. In: Arts of Asia, Bd. 32, Nr. 2 (2002), S. 79-90.
  • ISHIDA, Yorifusa: „Japanese industrial villages and a reformist factory owner“. In: Planning Perspectives, Bd. 5, Nr. 3 (1990), S. 295-305.
  • „Ôhara Museum of Art“, abrufbar unter: http://www.ohara.or.jp/en/ (letzter Zugriff am 23.05.2019).

Sarah Berg

ohara_magosaburo_大原孫三郎.txt · Zuletzt geändert: 2019/07/08 18:13 von sberg7